Reparatur einer Barocktheorbe
von Kazuo Sato, 1980


Das Instrument

Es handelt sich um eine 14 chörige Barocktheorbe, gebaut von Kazuo Sato im Jahre 1980. Das Instrument hat eine Muschel aus leicht geflammtem Ahorn. Hals, Wirbelkasten und Steg sind aus dunkel gefärbtem Ahorn. Um den Deckenrand ist eine Verstärkung aus Pergament geleimt. Die Wirbel, der Sattel im zweiten Wirbelkasten und das Griffbrett sind aus Ebenholz. Der Sattel ist aus Elfenbein.

Die Schäden

Als ich das Instrument zur Reparatur bekam hatte die Muschel am vierten bis sechsten Span starke Risse. Aus dem vierten Span war ein langes Stück komplett heraus gebrochen. Die Risse zogen sich fast über die gesamte Länge der Muschel. (Bild 1 bis 4)

Der Steg hatte sich von der Decke gelöst und einen Streifen Deckenholz vom unteren Rand bis ca. 6 cm oberhalb des Steges mitgerissen. (Bild 5/7) Auf der Bassseite wurden vom Steg Stücke aus der Decke gerissen. (Bild 9)

Der letzte Wirbel, Oktave vom 12. Chor, war abgebrochen.

Die losen Teile der Muschel und der Steg mit den aufgewickelten Saiten waren unsachgemäß durch den Riss in die Muschel gesteckt worden und wurden dann ca. ein Jahr, im zum Instrument gehörigen Koffer, gelagert. Die folgenden Arbeiten hätten einfacher und besser durchgeführt werden können, wenn das Instrument umgehend repariert worden wäre. Die Muschel, das separate Stück aus dem vierten Span und die gerissenen Teile hatten sich durch die lange Lagerung entspannt und waren dadurch nur mit viel Aufwand wieder zusammen zu fügen. Für die Risse in der Decke gilt das gleiche. Wegen der unsachgemäßen Lagerung der Saiten musste ein neuer Satz aufgezogen werden.

Die Reparatur

Als Leim wurde ausschließlich Knochenleim verwendet.

Decke

Zunächst musste die Decke gelöst werden. Mit Feuchtigkeit habe ich zunächst die Pergamentstreifen vom Deckenrand gelöst. Die Decke war mit einem modernen Leim verarbeitet und konnte daher nicht, wie bei diesen Instrumenten üblich, mit Feuchtigkeit entfernt werden. Aus diesem Grund und weil die Deckenbalken an der Muschel und teilweise auf kleinen Konsolen (Bild 1) verleimt waren hat es viel Zeit gekostet die Decke ohne weitere Schäden von der Muschel zu trennen. Ich habe dann die Balkenenden schräg gemacht damit bei der neuen Verleimung die Balkenenden nicht wieder an der Muschel haften. Die kleinen Konsolen habe ich entfernt. (Bild 1/11) Um den gleichen Effekt den die Konsolen hatten habe ich bei den ersten drei Balken die Enden mit schmalen Stoffstreifen gesichert. (Bild 8) Nachdem das herausgerissene Teil der Decke wieder an seinem Platz war habe ich die Decke in eine Umgebung mit hoher Luftfeuchte gebracht damit sich die Risse wieder schließen. Leider war dies unter Anderem wegen der langen Lagerung nicht so erfolgreich wie ich es erwartet hatte. Die Risse wurden dann auf der Innenseite mit leichten Fichtenhölzern verstärkt. Dies ist eine im Instrumentenbau übliche Vorgehensweise und verändert den Klang nur unwesentlich. An der Decke wurde nichts wichtiges geändert, so das Satos Konzept zur Bildung des Klangs erhalten geblieben ist. (Bild 5/8)

Steg

Glücklicherweise waren fast alle Deckenteile die der Steg mit herausgerissen hatte noch vorhanden. Es hat einiges an Zeit gekostet die kleinen Splitter Stück für Stück wieder an ihren Platz zu leimen. Diese Arbeit musste sehr sorgfältig gemacht werden da beim späteren Gebrauch etwa 80 Kg Zug auf den Steg wirken. Da der zweite Chor mit zwei Saiten versehen war, bei Barocklauten hier jedoch immer nur eine Saite verwendet wurde, habe ich ein Loch zwischen die beiden vorhandenen gemacht. Dadurch wurde etwas Spannung vom Steg genommen und im Wirbelkasten konnte der extreme Winkel der Saite vom Sattel zum letzten Basswirbel vermieden werden. Dieser Wirbel ist jetzt ohne Funktion.

Muschel

Die Risse und das ausgebrochene Stück der Muschel mussten in kleinen Abschnitten nacheinander wieder zusammengefügt werden. Teilweise war es nötig das Holz unter Hitzeeinwirkung nach zu biegen. Leider war es nötig einen Teil der reparierten Bereiche in der Muschel komplett mit Papier zu belegen. Auch hier musste wegen der unvermeidlichen Feuchtigkeit bei der Verleimung stückweise vorgegangen werden. Ich habe mir erlaubt auch quer zu den Spänen Papierstreifen zur Verstärkung der Muschel einzuleimen. (Bild 10-12) Die Arbeiten an der Muschel haben vor allem wegen der unsachgemäßen Lagerung viel Zeit gekostet.

Zusammensetzen

Damit später eine gute Saitenlage entsteht ist es schwierig die Decke richtig auf die Muschel zu leimen. Später besteht keine Möglichkeit die Höhe der Saiten über dem Griffbrett zu korrigieren, daher ist sorgfältige Vorarbeit nötig. Bei diesem Instrument ist der Arbeitsgang sehr gut gelungen. Das Aufleimen der Pergamentstreifen war problemlos.

Lack und Oberfläche

Da die Muschel scheinbar gebeizt ist wäre es problematisch gewesen die Überstände bei den Reparaturen der Muschel beizuschleifen. Eine dann nötige Nachfärbung der Schleifspuren hätte das Instrument optisch verdorben. Ich habe mich daher entschlossen nur das Nötigste zu machen und die Oberfläche der Muschel nicht weiter zu retuschieren. Die Decke habe ich gereinigt und neu gewachst.

Spielfertig machen

Da die vorhandenen Saiten durch die Lagerung unbrauchbar waren musste ein neuer Satz berechnet werden. Ich bin mit der Spannung dabei nicht so hoch gegangen wie es normalerweise üblich ist. Eine Liste der verwendeten Saiten liegt bei. Wie schon im Abschnitt über den Steg erwähnt habe ich den zweiten Chor einzelsaitig bezogen. Da sich im Laufe der Jahre der obere Wirbelkasten verzogen hatte und dadurch die Saiten sehr hoch über dem Griffbrett waren habe ich den oberen Sattel flacher gemacht. Für den fehlenden Wirbel habe ich einen Ersatz gedrechselt. Die festen Bünde auf der Decke habe ich vor dem Aufleimen neu berechnet.

Fazit

Das Instrument ist nach dieser Reparatur wieder in einem technisch guten Zustand und einwandfrei spielbar. Obwohl die Spuren der Reparatur deutlich zu sehen sind, hat die Laute einen guten Klang und wird einem Vergleich mit anderen Instrumenten stand halten. Der aus heutiger Sicht falsch gewählte Leim, in den achtziger Jahren noch häufig genutzt, ist ausgetauscht. Daher werden in Zukunft nötige Reparaturen einfacher machbar sein.



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