An dieser Stelle stehen meine Lösungen zu einigen Problemen, die den Lautenisten immer wieder im Alltag heimsuchen. Sollten Sie bessere Vorschläge haben, so lassen Sie es mich wissen, denn ich erhebe keinen Anspruch darauf den besten Weg zu kennen.
Ich habe mich bemüht die Tipps sorgfältig zu formulieren. Ich übernehme allerdings keine Haftung wenn Sie diesen Tipps folgen.
Luftfeuchtigkeit und Hygrometer
Positionen der Bünde berechnen
Ein leidiges Problem sind immer wieder die Bünde. Ich habe hier versucht den Knoten, den ich benutze, zu erklären. Am besten machen Sie ihn etwas oberhalb der Stelle, an der der Bund später sein soll. Durch den konischen Hals zieht sich der Bund dann beim Ausrichten etwas fester.
An einem Ende einer Darmsaite wird mit einem Lötkolben ein kleiner Pilz gebildet. Ein einfacher Knoten wird so angelegt, dass er später eng zusammengezogen werden kann. Der eben gebildete Pilz verhindert ein Öffnen des Knotens.
Die Laute mit der Rückseite vor sich, die Muschel zwischen den Knien, legt man den Bund um den Hals. Dabei führt man das freie Ende von links durch den noch offenen Knoten.
Nun wird der erste Knoten fest geschlossen. Das freie, von links kommende Ende wird zwischen Bund und Hals geführt, dann noch durch die offene Schlaufe. Indem man mit der linken Hand um den Hals greift, kann der erste Knoten mit einem Finger der linken Hand festgehalten werden.
Weiter unten gibt es eine Möglichkeit, die Position der Bünde zu berechnen.
Abgesehen davon, daß die richtige Luftfeuchtigkeit unserer Gesundheit zuträglich ist, sollte für Musikinstrumente ein gewisser Feuchtebereich nicht verlassen werden, da es sonst Probleme mit Saitenlage und Rissen im Resonanzboden geben kann.
Ich persönlich halte den Bereich zwischen 40% und 75% relativer Luftfeuchte für angemessen. Das Hauptproblem beim Einhalten dieses Bereiches ist, ein genau funktionierendes Hygrometer zu bekommen. Meiner Erfahrung nach sind elektronische Gräte oft sehr unpräzise. Abweichungen von mehr als 10% plus oder minus habe ich schon gesehen. Geeigneter ist ein Haarhygrometer, das allerdings justierbar sein sollte. Ob teuer oder preiswert, diese Geräte müssen in regelmäßigen Abständen nachgeregelt werden.
In den Beschreibungen wird meist empfohlen das Hygrometer in ein feuchtes Tuch zu wickeln und dann nach etwa einer halben Stunde mit der Justierschraube einen Wert von 98% einzustellen. Damit ist der Bereich um 98% recht genau, aber wer hat schon eine Luftfeuchtigkeit wie im Regenwald in seiner Wohnung.
Besser ist es, den Bereich zu justieren, der auch überwacht werden soll. So zum Beispiel etwa 50% relative Luftfeuchtigkeit. In der Tabelle links sind einige Salze genannt, die in gesättigter Lösung bei 20 Grad Celsius sehr präzise die angegebenen Luftfeuchten produzieren.
Es ist ganz einfach. Sie nehmen ein Glas Wasser und rühren solange das entsprechende Salz ein, bis sich nichts mehr löst. Diese Flüssigkeit gießen Sie mit dem Bodensatz in ein luftdicht abschließbares größeres Gefäß. Nun legen Sie Ihr Hygrometer so auf eine Unterlage in das Gefäß, dass es nicht mit der Salzlösung in Kontakt kommt. Dann schließen Sie das Gefäß und können nach mindestens zwei Stunden Ihr Hygrometer auf den Wert einstellen, der zum benutzten Salz gehört.
Wenn es Ihnen zuviel Mühe bereitet oder zu teuer ist, ein passendes Salz aus der Apotheke zu besorgen, können Sie auch Kochsalz (Natriumchlorid) nehmen. Es liegt zwar mit 76% an der oberen Grenze des brauchbaren Bereiches, ist aber immer noch geeigneter als die Methode mit dem nassen Lappen.
Sollte Ihr Hygrometer keine Möglichkeit zum Justieren haben, dann legen Sie es in das Gefäß und notieren sich den Wert den es nach mindestens zwei Stunden anzeigt. Dieser Wert steht dann für die Feuchtigkeit, die das jeweilige Salz produziert. Lesen Sie z.B. bei Verwendung von Kochsalz 82% auf dem Messgerät, weicht es +6% vom wahren Wert ab. Dies gilt aber nur für diesen Wert und nicht für den gesamten Bereich. Will man es etwas präzieser, sollte diese Eichmessung bei mehreren Werten (z.B. Pottasche/Kaliumkarbonat 45%) gemacht werden. Das Ganze funktioniert auch mit batteriebetriebenen digitalen Geräten.
Was man machen kann, wenn die Luftfeuchtigkeit zu hohe oder zu niedrige Werte hat, wäre ein neues Kapitel. Für den Fall eines zu niedrigen Werts bleibt nur die fehlende Feuchtigkeit zu ersetzen. Man kann sich einen Luftbefeuchter besorgen. Wenn ich allerdings an die Mengen Wasser denke, die ich, wenn es draußen länger friert, in meiner Werkstatt verdampfen muss, erscheinen mir die kleinen Gefäße an Heizungen oder kleine Wasserschalen etwas unterdimensioniert. In meiner Werkstatt, die etwa 50 m² hat, verdunste ich oft mehrere Liter am Tag. Entweder lassen Sie also Ihre Instrumente, wenn es möglich ist, mit einem kleinen feuchten Schwamm (der gut sortierte Musikalienfachhandel bietet geeignetes an) im Koffer, oder besorgen sich einen vernünftigen Luftbefeuchter, der an Ihren Raum angepaßt ist.
Wenn die Wirbel Ihrer Laute gut gemacht sind, dann sollten sie wenig Anlass zu Ärger geben. Auch der viel zitierte Ausspruch, ein Lautenist stimme mindestens die Hälfte seines Lebens, wird dadurch ein wenig relativiert.
Allerdings sollten Sie Ihre Wirbel pflegen, denn häufig kommen Instrumente zu mir in die Werkstatt, bei denen der Instrumentenbauer gute Arbeit geleistet hat, die Funktion der Wirbel aber durch fehlerhafte Handhabung eingeschränkt ist.
Ich meine, dass Wirbel etwa einmal im Jahr gereinigt und mit neuer Wirbelseife eingesetzt werden sollten. Mit der Zeit wird die Wirbelseife zwischen Wange und Wirbel hart und glatt. Dies ist der Grund, dass der Wirbel immer fester eingedrückt werden muss, und irgendwann die Wange aufreißt. Zur Frage welche Wirbelseife die beste ist möchte ich mich nicht äußern, es gibt genügend Glaubenskriege in der Welt. (Babypuder oder Kreide mit Kernseife werden gerne benutzt.)
Beim Aufziehen der Saiten sieht man häufig Wirbel, die mich an das Stöckchen erinnern, auf dem ich als Kind meine Drachenschnur aufgewickelt hatte. Auch wenn die Saite ganz bezahlt ist muss nicht alles aufgespult werden.
Wenn man nur etwa 5 Wicklungen auf dem Wirbel macht sieht das nicht nur ordentlich aus, die Laute hält auch schneller die Stimmung. Außerdem vermeidet man Beschädigungen an Wirbel und Wirbelkasten. Diese kommen dadurch zustande, dass sich bei zu vielen Wicklungen ( gerade bei den Basssaiten ) eine zwischen Wange und voriger Windung keilt und so den Wirbel in das Loch zieht. In der Folge kann die Wange reißen.
Ich habe versucht den Knoten zu zeichnen, mit dem ich meine Saiten aufziehe. Dabei stecke ich die Saite durch das Loch im Wirbel und drehe dann den Wirbel bis das durchgesteckte Saitenende zwischen Wange und erster Windung nach oben zeigt. Nun führe ich das Ende erst über, dann unter dem Saitenstück zum Sattel hindurch und bilde eine kleine Schlaufe. Das Ende der Saite zeigt nun zur Wange. Beim weiteren Aufdrehen der Saite legen sich die Windungen über das Saitenende und klemmen es fest. Jetzt reichen noch ein paar Wicklungen und die Saite hält. Wenn man das Ende nicht zu kurz abschneidet kann man die Saite auch wieder aufziehen, z.B. wenn Wirbel neu geseift werden müssen. Hilfreich bei dieser Arbeit ist eine große Pinzette oder eine Schnabelzange.
Ich lackiere bei meinen historischen Instrumenten die Decken nicht, sondern schütze sie mit Wachs. Der Vorteil ist, dass das Abnehmen der Decke einfacher ist. Die Arbeitsspuren lassen sich so begrenzen. Ein Nachteil dieser Behandlung ist die etwas größere Empfindlichkeit der Decke gegen Luftfeuchtigkeit.
Ich empfehle das Wachs einmal pro Jahr zu erneuern. Am Besten geschieht dies bei einem Saitenwechsel. Man nimmt ein fusselfreies Tuch, gibt ein wenig Waschbenzin darauf und reibt damit die Decke vorsichtig ab, bis das Tuch keinen Schmutz mehr von der Decke aufnimmt. Der Lappen sollte nicht nass, sondern nur gut feucht sein. Waschbenzin greift den Lack der Muschel nicht an. Am Steg sollte man aber vorsichtig sein, da er teilweise schwarz gefärbt ist und diese Farbe vom Waschbenzin gelöst wird.
Nach kurzer Zeit ist das Waschbenzin verdunstet und es kann neues Wachs aufgetragen werden. Seit einigen Jahren benutze ich kein selbst hergestelltes Wachs mehr. Heute nehme ich Antikwachs der Firma Clou. Sie können es in jedem Baumarkt bekommen. Das mag ein wenig prosaisch sein, doch es lässt sich einfacher auftragen und erfüllt den Zweck genau so gut. Dazu nimmt man wieder einen sauberen fusselfreien Lappen und faltet ein kleines Polster daraus. Nun verteilt man mit kreisenden Bewegungen immer wieder eine kleine Menge (Erbsengroß) auf der Decke. Jedes mal bewegt man das Polster bis es fühlbar über die Decke gleitet ohne zu kleben. Auf keinen Fall sollte man versuchen das Wachs durch großen Druck aufzutragen. Im schlimmsten Fall kann die Decke einbrechen.
Das klingt vielleicht schwierig, aber wenn Sie es erst einmal an einem unbehandelten, glatten Stück Holz probieren, werden Sie schnell merken wie einfach diese Arbeit ist. Bei neuen Instrumenten biete ich immer an, die erste Durchsicht kostenlos zusammen mit dem Käufer zu machen. Dabei wird auch die Decke gereinigt und neu gewachst.
Sollte es nötig sein die Bünde neu zu positionieren, weil sie ausgetauscht oder unabsichtlich verschoben wurden, kann es hilfreich sein die genauen Positionen zu berechnen. Wer verfügt schon über ein perfektes Gehör!
Ich möchte Ihnen hier eine Möglichkeit geben, auch ohne lange nach Formeln zu suchen und den Taschenrechner zu traktieren die nötigen Werte zu berechnen. Diese Berechnung ergibt eine Aufteilung für die gleichschwebende Stimmung. Die Anordnung für mitteltönige Stimmungen ist komplizierter, da es darauf ankommt für welche Tonart man die Bünde einrichten will. Das Thema wird ausführlich im Buch von Mark Lindley, "Lauten, Gamben & Stimmungen" ISBN 3-927445-02-9, erklärt.
Vielleicht haben Sie schon einmal gehört, dass es nicht reicht, nur die Saitenlänge zwischen Sattel und Steg zu halbieren und damit schon die Position für die Oktave auf dem Griffbrett zu haben. Da die Saite beim Herunterdrücken etwas mehr gespannt wird und dadurch die Tonhöhe steigt, muss der 12. Bund etwas vom Steg weg bewegt werden. Durch die Verlängerung des Abschnittes zwischen Bund und Steg wird der Ton wieder etwas tiefer.
Wenn der Flageoletton über dem 12. Bund mit dem Ton des 12. Bundes überein stimmt, sitzt dieser Bund an der richtigen Stelle. Die Entfernung zwischen dem 12. Bund und dem Sattel entspricht der halben Mensur. Wenn Sie z.B. genau 30 cm messen, ist die Mensur mit der Sie rechnen müssen 60 cm. Geben Sie "60.0" im Feld für die Mensur ein, dann erhalten Sie, nachdem Sie auf "Senden" geklickt haben, die Entfernungen der Bünde vom Sattel aus gemessen.
Bei einem breiten Hals ist es sinnvoll, die Bundaufteilungen für den ersten Chor und den tiefsten greifbaren Basschor getrennt zu berechnen. Gerade bei Barocklauten ist aus konstruktiven und klanglichen Gründen der Steg oft schräg aufgeleimt. Dadurch sind die Bünde natürlich nicht parallel zueinander, sondern leicht fächerförmig angeordnet.
Da der 12. Bund, wenn überhaupt vorhanden, meist nicht bis unter den Basschor reicht, müssen Sie hier einen Hilfsbund, eventuell einen runden Zahnstocher o.ä., mit Klebestreifen auf der Decke befestigen. Drücken Sie diesen Klebestreifen vorher auf Ihre Kleidung, damit er beim Entfernen von der Decke keine Holzfasern heraus reißt. Diesen Hilfsbund verschieben Sie dann so lange, bis sein Ton mit dem Flageolet übereinstimmt. Die Entfernung zum Sattel ist dann der Wert für die Berechnung.
Wenn der 12. Bund nicht mit dem Flageolett übereinstimmt, würde ich mehrere Saiten probieren, da eine Saite in sich falsch sein kann. Ist der 12. Bund immer noch zu hoch oder zu tief, dann sind möglicherweise die aufgeleimten Holzbünde auf Ihrer Laute falsch. In diesem Fall sollten Sie, eventuell mit einem runden Zahnstocher o.ä., die richtige Position herausfinden, und diese für die Berechnung verwenden.
Um nun nicht jedes Mal, wenn die Bünde eingerichtet werden müssen, die ganze Prozedur auf's Neue zu machen, wäre es sinnvoll eine Schablone herzustellen. Sie zeichnen die errechneten Bundpositionen auf ein Stück Karton, das in der Breite von der ersten Saite bis zum letzten gegriffenen Basschor reicht und am Sattel angelegt wird. So können sie jederzeit die Bünde kontrollieren.